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Verletzungen! Ein methodischer Ansatz, um Gründe benennen zu können

Verletzungen sind ein unschönes Thema. Für die Sportler:innen sind von jetzt auf gleich Ziele gefährdet oder Träume zerplatzen. Für die Trainer:innen und Vereine stellen sich neben organisatorischen Fragen auch die Frage der Wiederverfügbarkeit der Sportler:innen. Backups müssen mehr oder weniger spontan nachrücken oder je nach Kadertiefe ganze Mannschaftsteile neu strukturiert werden. Egal aus welcher Sicht man das Thema betrachtet Verletzungen im Sport gehören zu den Schattenseiten des Sportes.


Was sind die Gründe?


Dennoch können sie nicht vermieden werden. Was aber sind die Gründe für eine mehr oder wenige schwere Verletzung? Die Gründe für Verletzungen sind vielschichtig. Dies können die Ergebnisse einer Überbelastung aufgrund zu harten Trainings oder nur schlechter Vorbereitung sein, durch Fremdeinwirkung erfolgen oder ein Ergebnis der Umstände sein. Hierbei stellen sich uns viele Fragen, die beleuchtet werden können.


Ursachensuche oder Schuldzuweisung?


Ein so komplexes und emotionales Thema kann schnell zur Überforderung auf vielen Ebenen führen. Schnell ist das Tackling des Gegners nicht sauber genug, der/die Spieler:in nicht fit genug oder Fouls wurden übersehen. Auch wenn dies natürlich alles Faktoren sein können, die zu Verletzungen führen, stellt sich die Frage, wie wir als Trainer:innen und Organisationen damit umgehen müssen. Der Mensch neigt durch die Verwendung von Heuristiken schnell dazu, Urteile zu fällen. Heuristiken sind Trampelpfade, die wir in unserer Entscheidungsfindung verwenden, um schnellere Entscheidungen zu fällen. Eine weitverbreitete Heuristik ist z. B. die Repräsentativitätsheuristik. Dabei nehmen wir singuläre Informationen als repräsentativ für die Gesamtheit wahr. Ebenso können Verfügbarkeitsheuristiken eine Rolle spielen. In diesem Falle verwenden wir leicht erinnerbare Informationen wie einen aktuell aufgetretenen Fall, um diesen für die Entscheidung heranzuziehen. Weitere Heuristiken können uns beeinflussen, egal welchen Trampelpfad wir wählen. Oftmals sind dies die schnellen Wege, bei denen wir nicht alle Faktoren beleuchtet haben. Das Gebot der Stunde besteht vor allem in einer methodischen Betrachtung des Einzelfalles.


Wie aber Vorgehen?


Wie einst Scooter schon wissen wollte: The Question is: What is the question? Wie also schaffen wir es, Methoden zu kreieren, um diese flächendeckend und als Werkzeug zur Aufklärung zu nutzen. Die Faktoren, die wir zwingend beleuchten müssen, ist natürlich die Entstehungsgeschichte. Dabei kann nach Fremdeinwirkung oder ohne Fremdeinwirkung unterschieden werden. Ebenso muss das Regelwerk geprüft werden. Liegt im Entstehungsprozess ein Foul vor oder nicht? Bzw. hätte dies vielleicht eins sollen? Wie sieht auch die Vorgeschichte der Sportler:innen aus? Traten schon vorher Verletzungen auf? Und wie lange dauern diese auch an? Wenn Sportler:innen mit kleineren Verletzungen auch über Monate hinweg ausfallen, müssen wir weitere Faktoren hinterfragen. Dies kann auch die Belastung sein. Wie oft und was trainieren die Athlet:innen? Was coachen wir den Vereinen? Es sind viele Fragen, die wir uns stellen müssen. Hierfür haben wir auch unser Template erstellt, sodass Vereine für sich selbst zunächst einmal Gewissheit schaffen können.

https://cloud.coachesnetwork.de:4443/share.cgi?ssid=c70eca4244c445e5a64a5b314437f603

Auszug des Injury Reports


Wer ist Adressat?


Auch wenn wir Fakten sammeln und Dinge transparent machen, stellt sich die Frage, an wen kann ich mich wenden. Wie die Thematik selbst kann auch das Finden von Adressaten komplex werden. Wichtig ist, an der Stelle verursachungsgerecht Adressaten zu finden. Konkret bedeutet dies, dass Themen, die z. B. die Athletik betreffen vor allem von Fachpersonal wie Athletiktrainer:innen beleuchtet werden müssen. Ebenso gilt es Regelverstöße der Schiedsrichtervereinigung zu kommunizieren. Wenn dies Grundregel ignoriert wird, werden keine Maßnahmen daraus abgeleitet. Eventuell besteht die Möglichkeit gemeinsam sich über etwas zu echauffieren oder philosophieren. Sich weiterzuentwickeln, Maßnahmen oder Lehrinhalte daraus abzuleiten, werden für entsprechenden Institutionen blockiert, da dies im falschen Rahmen geteilt wird.


Flächendeckende Initiative oder einzelne Maßnahme?


Natürlich hilft es, wenn man in Football Deutschland eine Datenbank hätte, um ein objektives Bild zu bekommen. Dennoch fehlt das Fundament in der gemeinsamen Methode. Um das große Ziel einer gemeinsamen Initiative zu schaffen, sollten im ersten Schritt kleinteiligere Erfahrungen macht werden. Hier können wir in zwei Phasen vorgehen. Eine vereinsinterne Erfassung mit gemeinsamen Fragen hilft in der ersten Phase dabei, Erkenntnisse für den jeweiligen Verein zu gewinnen und erste Austauschplattformen mit anderen Institutionen geschaffen werden (z. B. regelmäßiger Austausch mit Referees oder Ärzten). Das Ausfüllen der Templates sowie das Heranziehen der lokalen Expert:innen schafft den Rahmen, um eigene individuelle Maßnahmen abzuleiten. Darüber hinaus können diese Erfahrungen wieder in das Template eingearbeitet werden. In der zweiten Phase können Daten konsolidiert werden und Erkenntnisse auf übergreifender Ebene gewonnen werden. Dieses Vorgehen schafft nicht nur Zeit, um rechtliche Themen wie den Datenschutz zu klären. Sondern auch zu identifizieren, wer auf dieser globaleren Ebene Ansprechpartner sein kann. Auf einer technischen Ebene Bedarf es an dieser Stelle auch Ressourcen für Speicher, Zugänge und Eingabemaske.

Take home Message


Ein komplexes Thema heruntergebrochen auf Fragen, die eine Auswirkung auf Maßnahmen haben können, kann jedem von uns helfen. Die Chancen für Football Deutschland sind enorm. Präventive Maßnahmen, Athletik-Rahmenpläne sind nur zwei große Maßnahmen, die man sich vorstellen kann. Hierfür müssen die notwendigen Daten zügig dokumentiert werden und die lokalen Strukturen geschaffen werden, um eine nachhaltige Basis zu schaffen.


Text: Sebastian Ayernschmalz

Templateentwicklung des GAFCA-Stammtischs

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